Wieder mal unterwegs auf einer ruhigen Bergtour in den Berchtesgadener Alpen. Diesmal hat es mich auf die Reiteralpe verschlagen. Auch wenn ich schon viele Male in diesem Gebirgsstock unterwegs war, habe ich dem Eisberg bisher keinen Besuch abgestattet. Diesen Makel wollte ich heute ausmerzen. Für den Aufstieg wählte ich den sogenannten Eingeschossenen Steig, der Abstieg sollte dann Richtung Hintersee über die Fernsebner Platte („Plattl“) erfolgen.
Für die eiligen Leser: Hier findet ihr Karte und Höhenprofil der Tour.
Start bei der Schwarzbachwacht
Los ging’s kurz nach acht an der Schwarzbachwacht, wo das Parken mittlerweile auch schon ganz schön teuer geworden ist (5 Euro fürs Tagesticket!). Zunächst folge ich dem markierten Wachterlsteig leicht fallend durch den noch kühlen und schattigen Wald. Nach rund einer Viertel Stunde komme ich zu einem Schild, das die Grenze des Nationalparks Berchtesgaden markiert. Hier zweigt links unmarkiert aber deutlich sichtbar der Eingeschossene Steig ab.
Mäßig steil geht es durch lichten Wald auf die Wandabbrüche unterhalb des Eisbergs zu. Der Weg ist bestens zu erkennen. An einer Stelle führt sogar ein kleiner Holzsteg über eine abschüssige Stelle.
Der eingeschossene Steig
Ein paar Minuten später erreiche ich einen Wandabbruch. Der Weg führt nun entlang der Felswand nach rechts. Der Wald lichtet sich und gibt den Blick frei auf die Schwarzbachwacht und das Tal des Schwarzbachs. Durch hohes vom Herbst gelb gezeichnetes Gras geht es immer weiter entlang der Felsen aufwärts. Auf den ersten Blick scheint es keinen Weg über diese Barriere zu geben. Doch dann biegt der Weg plötzlich nach links um und steuert auf ein ausgeprägtes Band zu, das von rechts unten nach links oben durch die Felswand führt. Der eigentliche Eingeschossene Steig ist erreicht.
Hier gilt es nun, etwas vorsichtig zu sein. Der teilweise aus dem Fels herausgesprengte („eingeschossene“) Steig ist zwar an dieser Stelle durchwegs mit einem Stahlseil versichert. Allerdings fließt auch beständig Wasser über die Wand und macht die Passage glitschig.
Konzentriert setze ich einen Schritt vor den nächsten und bin doch einigermaßen erleichtert, das obere Ende der Querung zu erreichen. Der Blick zurück lässt erahnen, dass man hier wirklich ungern stürzen möchte.
Im Baumgarten
Nach dieser etwas kniffligen Stelle wird das Gelände wieder deutlich einfacher. Durch Latschen und lichten Wald geht es nun mäßig steil in einem Hochtal aufwärts. Dieser „Baumgarten“ genannte Bereich wird links von den Felsen des Eisbergs begrenzt, was dafür sorgt, dass zu dieser Jahreszeit keine Sonne mehr hinkommt.
Im kühlen Schatten geht es weiter aufwärts. Der Untergrund wird nun immer steiniger. Doch auch im Schotter lässt sich der Weg gut verfolgen. Mitten im Kar mache ich dann plötzlich eine unschöne Entdeckung. Direkt neben dem Weg liegt der Kadaver eines Gamskitzes. Ob die junge Gams von der nahen Wand heruntergestürzt ist oder Opfer eines Adlers geworden ist, lässt sich für mich nicht erkennen.
Etwas bedrückt setze ich meinen Weg fort und freue mich umso mehr als ich kurze Zeit später beim Verlassen des Baumgartens auf die ersten Sonnenstrahlen stoße. Der Weg verläuft nun durch ein Gras bestandenes Tälchen gesäumt von Latschengestrüpp und einzelnen Lärchen und Zirben.
„Indian Summer“ auf der Reiteralpe
Der Weg wendet sich nun nach Süden und steigt nun kaum noch an. Die Hochfläche der Reiteralpe ist erreicht. Im leichten Auf und Ab geht es vorbei an golden leuchtende Lärchen und imposanten Zirben. „Indian Summer“ in den Berchtesgadener Alpen!
Schließlich steige ich in eine große, grasbewachsene Senke hinab. Der Standort der ehemaligen Eisbergalm ist erreicht. Etwas oberhalb steht eine Jagdhütte. Ich beschließe hier auf einem der sonnenbeschienenen Felsen eine kurze Rast einzulegen, bevor ich meinen Weg fortsetze. Die Sonne wärmt angenehm und die Brotzeit schmeckt. So lässt es sich aushalten. Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass sich hier drei Wege treffen. Über den eingeschossenen Steig bin ich hochgekommen. Nach rechts könnte man sich über die Hochfläche zum Wachterlsteig durchschlagen. Ich halte mich jedoch links und steuere auf die bereits sichtbare Eisbergscharte zu.
Nach kurzem Marsch ist die Scharte erreicht. Der Blick öffnet sich nach Süden zu Watzmann, Hochkalter und Hocheisspitze.
Auf die Spitze des Eisbergs
Bei der Eisbergscharte hält man sich nun rechts. Im lichten Bergwald stößt man bald auf Steigspuren und vereinzelte Steindauben, die einen den Hang des Eisbergs hinaufleiten. Rechts eröffnen sich nun immer wieder eindrucksvolle Ausblicke in die umgebende Bergwelt.
Der Pfad führt steil aber unschwierig die Bergflanke hinauf. Nur im oberen Teil machen einzelne hohe Felsstufen den Einsatz der Hände erforderlich.
Je höher man steigt, umso mehr weitet sich der Blick auch auf das Hochplateau der Reiteralpe und die markanten Randgipfel. Gegenüber thronen Edelweißlahner und Schottmalhorn über den herbstlich bunten Waldflächen.
Schließlich gelangt man auf den Gipfelgrat des Eisbergs. Rechts fällt das Gelände steil in das Tal des Schwarzbachs ab. Weit unten kann man den Ausgangspunkt dieser Tour bei der Schwarzbachwacht erkennen.
Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zum Gipfelkreuz. An ein paar engeren Stellen noch einmal aufpassen, dann ist das Ziel erreicht.
Vom Gipfel eröffnet sich ein wunderbares Panorama in die umgebende Bergwelt. Vis à vis bauen sich mächtig Watzmann und Hochkalter auf.
Auch der Tiefblick ins Klausbachtal und hinüber zur Hocheisgruppe könnte nicht schöner sein. In der warmen Herbstsonne und bei Windstille lässt es sich hier oben aushalten. In aller Ruhe genieße ich die Eindrücke von diesem herrlichen Gipfel, bevor es dann wieder hinab ins Tal geht.
Wie immer freue ich mich über eure Kommentare und Verbesserungsvorschläge zur Tour. Gerne könnt ihr die Tourenbeschreibung bewerten oder ihr teilt sie über Facebook, Twitter, Google Plus oder Pinterest (über die Icons unten auf der Seite).
Tour „Eisberg über den Eingeschossenen Steig“ im Überblick
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Empfohlene Literatur zur Tour „Eisberg über den Eingeschossenen Steig“
Alpenvereinsführer Berchtesgadener Alpen
Empfohlenes Kartenmaterial zur Tour „Eisberg über den Eingeschossenen Steig“
Alpenvereinskarte Lattengebirge und Reiteralm
Hallo!
Ich wollte gerade mal fragen, ob jemand diese Tour bereits mit (bergerfahrenen) Hunden gegangen ist? Wir sind kürzlich erst auf das Gruberhörndl über den Weittalsteig, und diese Tour war für unsere Hunde kein Problem ,….. Kleine Passagen, wo man den Hund raufheben , oder über 2-3 Meter runterheben muss sind auch kein Problem. Senkrechte Passagen über mehrere Meter, freistehende Leitern können natürlich durchaus zum Problem werden…. Vielen Dank für die Infos!
Schöne Grüße Evelyne
Hallo Evelyne,
ich bin diese Tour bereits vor ein paar Jahren (mehrmals) mit unserer Hündin gegangen. Rein von der Wegbeschaffenheit gibt es für Hunde keine Hindernisse, die sie nicht von selbst überwinden können. Nur beim Anstieg zum Eisberg gibt es eine (nicht ausgesetzte) Felsstufe, bei der man dem Vierbeiner helfen müsste. Die Passage am eingeschossenen Steig ist allerdings recht ausgesetzt. Damit sollte dein Hund schon zurecht kommen. Senkrechte Passagen über mehrere Meter oder freistehende Leitern gibt es auf der hier beschriebenen Route aber keine. Ich würde aber davon abraten von der Eisbergscharte alternativ den Abstieg Richtung Süden zu wählen. Hier gibt es zwar zwei Varianten (Leiterl und Platte), aber beide sind für Hunde nicht gut zu gehen (beides schon mit Hund gemacht, würde ich aber nicht wiederholen).
Ich hoffe, diese Infos helfen dir weiter. Bei weiteren Fragen einfach melden!
Liebe Grüße
Andi
Hallo Andi!
Vielen, vielen Dank für die Infos! Das hilft mir auf jeden Fall! Bisher haben unsere Hunde schon ausgesetztere Touren mit Geschirr gemacht, von dem her könnte es gehen. Da wir gerne neue, weniger begangene Wege probieren ist es natürlich super, wenn du uns sagen kannst,ob es prinzipiell machbar ist!
Liebe Grüße Evelyne
Hallo Andi!
Erstmal vielen, vielen Dank für diese traumhaft schöne Tour! Endlich haben wir es geschafft sie auszuprobieren. Für unsere 2 Hunde war der eingeschossene Steig dann auch überhaupt kein Problem, danke für Deine Einschätzung! Diese Tour werden wir bestimmt wiederholen. Auf dem Weg haben wir trotz schönstem Wetter kaum Wanderer getroffen und das in dieser wunderschönen Landschaft! Echt ein Highlight!
Zwei Anmerkungen möchte ich noch machen: der Holzsteg ist nicht mehr vorhanden, man kann aber noch die Abdrücke der Planken erkennen und gut oben drüber ausweichen. Und ein Fehlerteufel hat sich in der Beschreibung eingeschlichen: und zwar muss man an der Eisbergscharte nach links und nicht nach recht gehen!
Übrigens haben uns noch ortskundige Wanderer informiert, dass man hinter der Jagdhütte auch schon direkt zum Eisberg hochsteigen kann, somit könnte man zumindest oben eine kleine Rundtour machen, dies haben wir aber selbst noch nicht probiert.
Vielen Dank noch mal! Wir freuen uns immer wieder über jeden neuen einsamen Tourentip!
Schöne Grüße Evelyne
Liebe Evelyne! Seit ihr mit den Hunden dann den eingesclossenen Steig retour gegangen oder seid ihr via Platterl runter? LG Liesi